KIESS Story

Es war wirklich kein Aprilscherz. Der offizielle Beginn der Geschäftstätigkeit der KIESS GmbH & Co. KG fiel ausgerechnet auf den 01.04.1974.

Grund zur Freude hatten die 3 Beschäftigten: Sie wurden von der Frau des einzigen männlichen Kollegen mit einem Blumenstrauß begrüßt. Es war die einzige Dekoration im Großraumbüro mit ca. 20 m² in der Blumendellerstraße in Mülheim-Heißen.

Schreibtische und andere Büromöbel mussten erst noch vom Krupp-Lager in Essen-Borbeck für ganze 50 DM gekauft und abgeholt werden… Unter dem „Großraumbüro“ waren Garagen als Lager und Werkstatt angemietet worden. Mit viel Optimismus legte das kleine Team um Ingenieur Heinz Kieß los.

Am Jahresende konnte man stolz auf einen Umsatz von 1,8 Millionen DM zurück blicken. Eine Werkstatt wurde dazu gemietet. Das inzwischen auf 5 Mitarbeiter angewachsene Team empfand jede Aufgabe als lösbar…nur Wunder dauerten etwas länger. Schon im  Jahr 1976 war alles zu klein geworden und das junge Unternehmen zog in neue Räume (120 m² Bürofläche, 800 m² Halle) in der Elbestr. 31-33 im Mülheimer Hafengebiet. Verkauf und Einkauf wurden aufgeteilt und ein Konstruktionsbüro eingerichtet. Das Team war nun auf 10 Mitarbeiter angewachsen.  Beratung, Service und Verkauf hatte sich auf die gesamte Bundesrepublik ausgedehnt. Dank der Aktivitäten und Kontakte verschiedener Kunden wurden nun auch immer mehr Geschäfte im Ausland wie Belgien, Niederlande, Iran, Dubai und Abu Dhabi abgewickelt. KIESS hatte  inzwischen wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Beim Sandstrahlen von Brücken traten Probleme bei der Verwendung von Stahlkies als Strahlmittel auf, da dieses durch Regen schnell rostete. Durch das Verbot von Quarzsand und die gestiegenen Ansprüche an den Umweltschutz nahmen die technischen Anforderungen an das Sandstrahlen und Beschichten weiter zu. Probleme bei der Strahlmittel- und Staubentsorgung, Beschichtung und Klimatisierung mit wirtschaftlicher Wärmerückgewinnung waren Herausforderungen für das Ingenieurteam von KIESS. 1978 gewann das stationäre Sandstrahlen an Umfang. KIESS erhielt einen Auftrag bei Krupp Industrietechnik und Stahlbau in Duisburg-Rheinhausen. Eine 10 m hohe Großstrahlhalle mit einer Gesamtfläche von 280 m² und einem vollautomatischen Unterflurfördersystem wurde von KIESS gebaut. Weiterhin wurden von den Mülheimer Spezialisten automatische Sandstrahlanlagen gebaut.

Alle Anlagenelemente werden in Mülheim entwickelt oder modifiziert, um den harten Ansprüchen der Strahltechnik gerecht zu werden.

Aus Kapazitätsgründen musste bald erneut der Standort gewechselt werden. Im Mai 1985 wurde auf einem 10000 m² großen Gelände im Wiehagen 25 in Mülheim-Heißen der heutige Firmensitz eingeweiht. Gleich nach der Wiedervereinigung wurden auch in den neuen Bundesländern mit Mitarbeitern aus der Region Aktivitäten entfaltet.

Gegen Ende der 80er Jahre stieg der Bedarf an umweltbewusster Technik. KIESS machte sich bei der Entwicklung von umweltentlastenden Feuchtstrahlgeräten einen Namen. Bei diesem speziellen Verfahren wird der beim Sandstrahlen anfallende Staub bis zu 98% gebunden.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwicklung von Strahlmittelaufbereitungsanlagen gelegt. Eine gleichermaßen ökologisch wie ökonomisch interessante Sache, wenn man bedenkt, dass die Entsorgungs- bzw. Deponiekosten von Schlackestrahlmittel immer stärker steigen. Eine dieser vorbildlichen Recyclinganlagen, die es erlauben, das Strahlmittel bis zu 200 Mal wieder zu verwenden, wurde bei der Sanierung der Rahder Inselbrücke (A7 Hamburg-Flensburg) erfolgreich eingesetzt. Was ist das Geheimnis dieser Mülheimer Erfolgsgeschichte?

Laut Firmengründer Karl Heinz Kieß könnte ein Grund sein, dass bei unterschiedlichsten Aufgaben und Ansprüchen nie „der Kopf in den Sand gesteckt wird“, sondern in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden die Aufgaben individuell gelöst werden.

Für Ingenieure ist es ein schönes Gefühl, mit der Strahltechnik noch nicht abgeschlossen zu haben, sondern ständig neue Ideen zu verfolgen. So sind verschiedenste Aufgabenbereiche wie Sauganlagen, Filteranlagen und Recyclinganlagen erschlossen worden. Im Mittelpunkt all dieser Ideen steht das Bestreben, optimale Funktion und Rentabilität zu erreichen.

Anfang der 90er Jahre intensivierte KIESS die Kontakte in den GUS-Staaten. Es wurden Mitarbeiter mit  Russisch als Muttersprache eingestellt um den Markt für KIESS zu erschließen. Im Herbst 1992 wurde an KIESS ein Bedarfsfall aus Sibirien herangetragen. Es sollten 250.000 m² Stahloberfläche entsprechend der Reinheitsgüte SA 2,5 unter härtesten klimatischen (-20 Grad) und geographischen Gegebenheiten gestrahlt und beschichtet werden.

1993 erhielt KIESS dann den größten Auftrag der Firmengeschichte: KIESS lieferte die technische Ausrüstung für sechs Strahlhallen mit Beschichtungsanlagen für Schiffsegmente sowie zwei Strahl- und Beschichtungshallen für Kleinteile an die Kvaerner Warnow Werft in Rostock-Warnemünde.

Im August 1998 erreichte KIESS die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001.

In den darauf folgenden Jahren wurde KIESS zu einem der erfahrensten Lieferanten im Bereich Korrosionsschutz. Es wurden alle deutschen Werften mit unseren Produkten ausgestattet. Auf der ganzen Welt, ob Singapur, Dubai oder Saida in Russland finden sich KIESS- Anlagen.

2002 übernahmen die Tochter des Firmengründers, Heike Kieß und ihr Mann, Tomas Kohut die Geschäftsführung der KIESS GmbH & Co. KG. Sie führen das Unternehmen bis heute mit großem Erfolg.

Am 25.03.2004 verstarb nach schwerer Krankheit der Firmengründer Karl Heinz Kieß.

Aktuell konnte KIESS eine Strahlhalle mit Beschichtungstechnik für Komponenten im Bereich der Offshore - Krantechnik liefern und erfolgreich in Betrieb nehmen. Das Anlagenkonzept besteht aus zwei kombinierten Strahl- und Beschichtungshallen mit den Abmessungen von jeweils 30 x 15 x 15 m.

Die Windenergie ist in Deutschland mittlerweile die wichtigste regenerative Form der Stromerzeugung, noch vor der Stromproduktion aus Wasserkraft. Für diese junge Branche konnte KIESS innerhalb kürzester Zeit acht große Strahlhallen und acht große Beschichtungsanlagen, zum Teil kombiniert, liefern. Diese Anlagen sind vor allem für die Offshore-Windenergie vorgesehen. Auch die Umrüstung alter, bereits bestehender, Strahlanlagen auf moderne und leistungsfähigere Systeme bringt einen wachsenden Markt für die Fertigung der Stahltürme und Fundamentträger, auf welchen sich die Generatoren und Flügel abstützen.

Möglich ist all dies durch treue und engagierte Mitarbeiter und eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden, die das Unternehmen KIESS stets neu fordern.